[Gastbeitrag] Viele Menschen in den westlichen Gesellschaften verspüren heute eine wachsende Unzufriedenheit und ein essentielles Unbehagen angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte sowie deren direkter und indirekter Auswirkungen auf ihr engeres Umfeld. Was hinter dieser Entwicklung steckt, darüber herrscht freilich größtenteils wirres Rätselraten und weitreichende Ahnungslosigkeit.
Aus meiner Sicht lässt sich diese Entwicklung primär zurückführen auf ein außerordentlich wirkmächtiges Bündnis zweier Akteure, die sich früher in durchaus erbitterter Gegnerschaft gegenüberstanden. Dieses Bündnis hat, um eine ungefähre Zahl zu nennen, sich vor etwa 25 bis 30 Jahren angebahnt bzw. herauskristallisiert und es wurde maßgeblich gefördert, ja sogar erst ermöglicht durch die weitreichenden technischen Neuerungen des digitalen Zeitalters. Letzteres soll hier allerdings nicht das Thema sein.
Widmen wir uns lieber der Frage, warum Akteure Bündnisse schmieden. Die Antwort ist simpel: Weil sie ähnliche oder gleiche Interessen haben und diese mit vereinten Kräften besser und schneller vorantreiben können.
Die beiden Akteure, von denen ich in diesem Zusammenhang spreche, sind zum einen das, was man früher als Großindustrie oder Großkapital bezeichnet hätte und was heute besser mit Begriffen wie transnationale Konzerne, global operierende Unternehmen (“global player”) oder global vernetzte Wirtschaft umschrieben ist. Zum anderen ist es der klassische Marxismus/Sozialismus in seiner neulinken, primär kulturmarxistischen Ausprägung. Seine Anhänger haben in den Jahrzehnten seit 1968 wichtige Schaltstellen in der Politik, in den Medien, im Bildungswesen und in vielen anderen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen erlangt und üben ihre Macht, wie wir wissen, mit zunehmender Härte und Rücksichtslosigkeit gegen gewachsene demokratische Strukturen aus.
Die neoliberal-neulinke (identitätslinke) Phantom-Mitte als Bollwerk gegen Werktätige, Steuerzahler und Bürger
Doch warum nun dieses informelle und inoffizielle Bündnis zweier vermeintlich ungleicher Akteure, die seit dem Aufkommen der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert aufgrund ihrer meist stark divergierenden, miteinander im Konflikt stehenden Interessen doch stets Antagonisten waren?
Wenn wir die wesentlichen Interessen und Ziele dieser Akteure betrachten, dann wären das in Form einer stichpunktartigen Aufzählung für den internationalistischen Sozialismus/(Kultur-)Marxismus unter anderem folgende: die Erschaffung des neuen, vollkommen gleichen (gleich denkenden, gleich fühlenden, gleich wollenden) Menschen; die Überwindung von Grenzen (nicht nur von staatlichen) und des homogenen, demokratisch konstituierten Nationalstaats; die Zerstörung traditioneller bürgerlicher Werte und Normen; die Zerschlagung aller historischen, kulturellen und nicht zuletzt familiären Bindungen. Um es also auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen: Es soll überwunden werden, was dem sozialistischen Ideal des neuen Menschen und der vollkommenen Gleichheit im Wege steht.
Für die global vernetzte Wirtschaft und ihre “global player”, die inter- bzw. transnationalen Großkonzerne und ihre Lenker, könnte man ein paar der wesentlichen Ziele wie folgt skizzieren: die Überwindung von Grenzen zur Ermöglichung grenzenloser Ströme von Waren, Kapital und Menschen sowie, direkt daraus resultierend, die Überwindung des klassischen, homogenen, demokratisch verfassten Nationalstaats; die Zerschlagung traditioneller Strukturen sowie historischer, kultureller und nicht zuletzt familiärer Bindungen (“disembedding”); daran anknüpfend die Generierung eines global homogenen Menschentyps (“anywheres”), der in erster Linie unter zwei Aspekten nutzbar zu machen ist: als williger, jedoch möglichst unkritischer Konsument und als Produktionsfaktor im Sinne von je nach Bedarf beliebig auf dem Globus verschiebbarem Humankapital (“human resources”).
Natürlich sind diese Aufzählungen höchst unvollständig, doch diese wenigen Punkte genügen bereits, um die auffälligen Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Interessen und Motive dieser heute nur noch an der Oberfläche ungleichen Akteure deutlich zu machen. [Anm. der Redaktion: Ganz nebenbei profitieren auch beide Akteure machtpolitisch wie ökonomisch von diesem Bund: Die ‘Bosse’ von Profiten durch billige Arbeitskraft und genormten Massenkonsum, die ‘Bonzen’ von neoliberaler Propaganda zwecks Machterhalt und üppiger Alimentation durch Bürger & Steuerzahler. Indiz: Die Wechsel ‘links-grüner’ Politiker nach Ende ihrer politischen Karriere auf lukrative Posten in Wirtschaft & Lobbies]
Im Übrigen ist den allermeisten linken “one world”- oder “no borders, no nations”-Träumern und Aktivisten selbst nicht annähernd bewusst, wem sie mit ihrer Gesinnung und ihrem Handeln direkt in die Karten spielen. Deswegen gefallen sie sich in ihrer – auch hier wieder grenzenlosen – Einfalt bis heute als wackere Kämpfer gegen Globalisierung, Neoliberalismus und kapitalistisches “Heuschreckentum”, nicht ahnend, dass sie die nützlichsten Handlanger sind, die sich die Hauptprofiteure einer völlig entgrenzten, globalisierten Welt jemals wünschen könnten.
Autor: Wolfric T. Wilde
Links: Das Dilemma der SPD
Die Arbeit tun die anderen (Schelsky / Mueller / Mises / Archiv)
Nur deutsche Linke fordern offene Grenzen (King / ND | Archiv)
Willkommen im Überwachungs-Kapitalismus und Millionärs-Sozialismus: Der Zug der Geschichte rast auf ein System zu, das #Kommunismus und #Kapitalismus in ein harmonisches Zusammenspiel zu bringen scheint. Unter die Räder ist dabei nur die #Freiheit gekommen. Staat und Kapitalismus haben sich genauso versöhnt wie Sozialismus und Privateigentum. Es geht nicht mehr um bürgerliche Freiheitsrechte, sondern um Herrschaftsakkumulation. Nennen wir es “Überwachungskapitalismus“. Und grünen Millionärssozialismus. (Markus Vahlefeld, Achgut)
Grafik: Joseph Anton Koch / Public domain
…nur wie soll das angesichts von KI und Industrie 4.0 funktionieren?
Ein grossteil der Menschen wird in der Produktion schon heute nicht mehr benötigt und um als Konsument zu fungieren fehlt dann halt das Geld..
…irgendwie nicht zu Ende gedacht…