Bad Boys – aber auch sexy?
Auch die AfD sollte sich nicht allzu sicher fühlen. 2/3 ihrer Wähler sind Protestwähler, die den etablierten Parteien kein Vertrauen mehr entgegenbrachten, aber durchaus Signalen aus den Altparteien aufgeschlossen gegenüber stehen und zu reagieren bereit sein dürften, wenn dort wieder agiert wird. Schwer zu sagen, inwiefern krawallige Auftritte und grenzwertige Aussagen einiger AfD-Protagonisten die Wahlchancen der Partei beeinflusst haben, auf Dauer aber schadet das mit Sicherheit. Kluge Politiker stehen über sinnlosen Provokationen und konzentrieren sich auf das Wesentliche, nämlich ihre Aufgaben. Und kluge Politik macht man nicht mit komplizierten, zweischneidigen Statements, welche die einen nicht verstehen können und die anderen nicht verstehen wollen, sondern mit Argumenten, die jeder versteht.
Bad Boys – Zara Larsson
Die AfD bezieht ihren Zuspruch nicht daraus, dass sie das Rad neu erfunden hat, sondern dass sie eine Kontinuität allgemein menschlicher Bedürfnisse nach Identität, Integrität, Staatsraison und Sicherheit repräsentiert oder jedenfalls repräsentieren will, die bei den etablierten Volksparteien 50 Jahre selbstverständlich war, ihnen warum auch immer in den vergangenen 25 Jahren aber nach und nach abhanden gekommen ist. Der AfD muss man also dringend empfehlen, rechtsstaatliche Gesinnung nachhaltig nachzuweisen und trotz des medialen Sperrfeuers, das derzeit auf sie niederprasselt, Ruhe zu bewahren und besonnen zu bleiben. Wenn sie sich wirklich als Volkspartei etablieren will, dann beginnt die Arbeit erst jetzt so richtig!
P.S. Was man von der AfD erwarten kann, muss man natürlich von den Politikern aller Parteien erwarten, z.B. auch von SPD-Mann Johannes Kahrs, der politische Mitbewerber schon mal als ‘rechtsradikale Arschlöcher’ bezeichnet oder auch von anderen, die mehr oder minder unbescholtene Bürger als ‘Pack’, ‘Schande für Deutschland’ o.ä. zu titulieren belieben. Eine andere Meinung ist nun mal kein Verbrechen. Bislang jedenfalls noch nicht.
Ausblick
Nach und aufgrund der Wahl ist Bewegung in der politischen Landschaft und es brodelt in fast allen Parteien gewaltig. Es ist immer gut, wenn Verkrustungen innerhalb und möglichst auch zwischen Parteien aufbrechen und Probleme nicht nur in Andacht und Eintracht miteinander bestaunt werden, sondern wieder ernsthaft um Inhalte und Lösungen gerungen wird. Das ist man ja gar nicht mehr gewohnt. In fast allen Parteien gibt es unterschiedliche Meinungen oder gar Flügel zu den wichtigen politischen Fragen. Es ist zu hoffen, dass möglichst viele Pragmatiker und nicht Ideologen und Phantasten zum Zuge kommen. Denn die Lage ist Ernst.
Derzeit scheint wenig gewiss und vieles denkbar, was vor kurzem noch undenkbar war. Man sollte das aufmerksam beobachten und für gute Ansätze und Entwicklungen egal wo aufgeschlossen sein. Und vor weniger guten Entwicklungen nicht die Augen verschließen. In den vergangenen Jahren ist viel liegen geblieben, in Regierung wie Opposition. Es gibt daher für alle genügend zu tun. Jede Partei hat die gleiche Chance, sich zu bewähren oder neu zu empfehlen. Denn nach dieser Wahl ist erstmal wieder alles auf Anfang!
Ach ja: Der Wahlkampf ist übrigens vorüber. Einige haben’s offenbar noch nicht gemerkt, etwa ein paar außerordentliche Spaßvögel beim DLF. Aber Leute, mal ehrlich und ganz im Vertrauen: Man kann das Hetzen & Diffamieren jetzt ruhig einstellen. Bringt niemandem mehr Wählerstimmen ein und kostet auch keinem welche! Lohnt sich also nicht. Oder etwa doch?
Links:
Deutschland nach der Wahl – Quo vadis? (Tichy’s)
Empörung über AfD ist willkommene Ablenkung (NZZ)
Rücktritt von Merkel überfällig (BAZ)
Die Arroganz der Macht (Spiegel)
Graphiken: Screencopy Wikipedia
Man kann der AFD nur wuenschen ‚dass Sie den Rat dieses Mannes folgen.