Ist Deutschland reich?
Ja & Nein! Der deutsche Staat und die deutsche Wirtschaft sind reich. Sie erwirtschaften hohe Steuer- resp. Exportüberschüsse. Aber worauf beruht das eigentlich? Darauf, dass die Mehrheit der Bürger vergleichsweise arm ist!
Ja, Deutschland ist nominell reich aufgrund hoher Steuerüberschüsse und hoher Exportüberschüsse. Was bedeuten hohe Steuerüberschüsse? Die Bürger führen mehr Steuern und Abgaben an den Staat ab, als der Staat seinen Bürgern und Steuerzahlern über Investitionen oder Leistungen zurück gibt. Was bedeutet Exportüberschuss? Exportüberschuss bedeutet den Tausch geschaffener Werte gegen zunehmend wertlos werdendes Papier- oder Digitalgeld oder sogar nur das Versprechen darauf. Ein Versprechen auf digitale Nullen! Darüber hinaus schwächen Exportüberschüsse zwangsläufig die Wirtschaften der Importüberschuss- Länder, die dann ja weniger selbst produzierte Waren in ihrem Heimatland absetzen.
Was geschieht mit dem durch die Exporte verdienten Geld? Die Profiteure sehen zu, dass sie die Gewinne zum einen in ein schönes Leben und zum anderen in Sachwerte von Bestand oder Langlebigkeit wie Land, Immobilien, Gold, erfolgreiche Unternehmen, Kunst, Bildung, Familie etc. anlegen bzw. umwandeln. Dies geschieht heute nicht mehr unbedingt im eigenen Land, sondern auf globalen Märkten. Wer sind die Gewinner? In Deutschland, in dem sich die Schere zwischen Arm und Reich kontinuierlich immer weiter öffnet, gehören immer weniger zu den Gewinnern. Daher können sich derartige Anlagen bzw. Umwandlungen immer weniger Menschen leisten.
Sahra Wagenknecht am 17.02.2017 im Bundestag über Managergehälter: “Anfang der 90er- Jahre lag das Verhältnis der Manager- Bezüge zu den Einkommen eines durchschnittlichen Arbeitnehmers […] bei 1:28 […] Heute liegt das Verhältnis im Schnitt bei bei 1:83.” (Ersatzlink)
Nein, die Deutschen, also die Mehrheit der Bürger dieses Landes, sind keineswegs reich! Während die Steuer- und Abgabenquote Deutschlands bei Besserverdienern im mittleren Bereich der OECD- bzw. EU- Länder bzw. des Euro-Raumes liegt, so sind Durchschnittsverdiener und Menschen mit geringem Einkommen aufgrund von Sozialbeiträgen und indirekten Steuern wie z.B. Mehrwertsteuer vergleichsweise hoch belastet [E]. Im Euro-Raum befinden sich die Deutschen sowohl beim Median-Vermögen (2) wie beim Immobilienbesitz sogar an letzter Stelle (!!!), ebenso beim Rentenniveau und bei der Einkommensentwickung. Bei den Einkommen insgesamt liegt Deutschland im mittleren Bereich, der Niedriglohnbereich ist jedoch größer als im EU-Durchschnitt, z.B. doppelt so groß wie in Frankreich.
Bandbreite – Was ist los in diesem Land?
Auch mit Familienförderung ist es in Deutschland nicht weit her. Die Notwendigkeit zum Doppelverdienertum ist im unteren und mittleren Einkommensbereich längst Standard und wird in Politik und Medien ebenso eifrig propagiert wie Unfrieden und Spaltung zwischen Mann und Frau. Dennoch sind 1/5 der Kinder, das sind fast 3 Mio Kinder, armutsgefährdet. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, die Politik ziele darauf ab, den schon länger hier Lebenden den Kinderwunsch auszutreiben. Denn Geld scheint genug da zu sein: Für die 1,5 Mio Neubürger bringt der Staat alles in allem pro Nase bis zu 2.500 EUR/Monat auf, ohne mit der Wimper zu zucken. Für unbegleitete MuFl (minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge) sogar 5.000 EUR monatlich und mehr. Da ist das in Erwägung gezogene Bau-Kindergeld nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Darüber hinaus verfällt zunehmend das gesellschaftliche Gemeinschaftseigentum, das Tafelsilber, wie etwa die vom Bürger genutzte Infrastruktur in fast allen Bereichen, sowohl was Verkehr, digitale Infrastruktur oder Schulwesen und Bildung anbelangt. Privatisierungen, z.B. der Autobahn, sind geplant. Mal ganz abgesehen von den Gütern der sozialen Absicherung und öffentlichen Sicherheit, welche dem Staat trotz aller gegenteiligen Beteuerungen wenig bedeuten.
Entwicklung Rentenniveau in Deutschland von 1985 bis 2030 (bpb)
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Deutschland durch drei
Es gibt also gar kein einheitliches Deutschland. Es gibt:
a) den Staat, das ist der Staatsapparat und die politisch-mediale Klasse, hohe Parteifunktionäre, hohe Beamte und Führungskräfte in den öffentlich-rechtlichen Institutionen, einflussreichen Medien oder sonstigen bdeutsamen Instituten, Einrichtungen und Organisationen der Zivilgesellschaft etc.
b) Die Wirtschaft, also Konzerne, Industrie, größere Unternehmen etc. Die Oberklasse der deutschen Wirtschaft ist schon mal gar nicht deutsch, da über 80% der Dax-Unternehmen in der Hand internationaler Anleger sind. Banken, Investoren, internationale Fonds, vor allem amerikanische und britische Pensionsfonds, Hedgefonds und inzwischen auch arabische, chinesische, norwegische, russische Fonds oder Investoren und weitere mehr.
c) Arbeitnehmer, kleinere bis mittlere Handwerksbetriebe & Selbständige und insgesamt die werktätigen ‘Otto Normals’.
d) Eine weitere Gruppe sind Transferleistungsbezieher. Die lasse ich in meiner Betrachtung hier der Einfachheit halber außen vor. Das wäre mal ein Thema für sich.
Reinhard Mey: Sei wachsam! (Liedzeile: ‘Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm: Halt Du sie dumm, ich halt sie arm.’)
Die Interessen dieser 3 bzw. 4 Gruppen sind sehr unterschiedlich, daher sind auch die Auswirkungen der Politik im Allgemeinen und der Wirtschaftspolitik im Besonderen auf jede dieser Gruppen andere. Wobei die Politische Klasse (a) und die Wirtschaft (b) in der Regel eng zusammenarbeiten. Aber diese beiden Gruppen (a + b) haben völlig andere Interessen als die große Mehrzahl der Menschen im Lande, nämlich die Bürger, Arbeitnehmer und Steuerzahler und auch als die Bezieher von Transferleistungen (wobei diese heterogene Gruppe noch mal einen Sonderfall für sich darstellt). Weil die Interessen schlicht unterschiedlich sind, gibt es nun ja auch die große Spaltung in der Gesellschaft. Wobei die Interessen sich auf der anderen Seiter auch immer wieder mal in einzelnen Menschen, Familien und auch Gruppen überschneiden, so dass es bisweilen zu recht wundersamen Allianzen kommen kann. Z.B. zu der Allianz zwischen AntiFa & Finanzkapital.
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