[Netzfund] Die Medien feiern Merkel. Und zurecht. Nach zähem Ringen ist es ihr gelungen, die europäischen Staatschefs davon zu überzeugen, dass einzig und alleine der deutsche Michel & Steuerzahler dazu in der Lage ist, die europaweiten Kosten der Coronakrise, jetzt und in Zukunft, zu schultern. Welch staatsmännische Kunst, welch diplomatisches Geschick! Bravo, bravissimo!
Jetzt dürfen wir mit stolzgeschwellter Brust ans Werk gehen. In die Hände gespuckt! Jetzt gilt es, Solidarität mit allen anderen Ländern des Kontinentes zu üben. Zwar werden wir schon von den höchsten Steuern und Abgaben des Planeten erdrückt, aber immerhin bleibt uns am Monatsende, nachdem der Staat seinen Anteil eingezogen hat, noch Geld für Miete und ein, zwei Großeinkäufe beim Discounter. Und wenn wir sparsam sind, ist sogar noch ein Billigurlaub auf Malle drin. Jetzt mal ehrlich, muss das sein?
Nehmen wir uns ein Beispiel an den anderen Europäern, die dringend unsere Hilfe benötigen. Die Italienerin ist bereits mit 58 Jahren derart erschöpft, dass sie in Rente gehen muss, gerade noch bis zum 62. Lebensjahr schafft es ihr Ehemann, Maximum. Dann brechen schließlich beide zusammen und können sich nur noch völlig ausgelaugt in der eigenen Immobilie am Meer zur Ruhe setzen. Die griechischen Beamten sind in der Regel bereits mit 40 Jahren so kaputt von der Arbeit, dass sie es oft gar nicht mehr schaffen, in der Behörde aufzutauchen. Mehr als 20 Jahre quälen sie sich dann, daheim oder im Ferienhaus am Meer, mit dem Burn Out Syndrom herum, bis sie dann endlich die mageren 80% des Durchschnittslohnes mit 61,5 Jahren als Pensionsanspruch zugebillgt bekommen.
Die deutsche Supermarktkassiererin ist hingegen noch mit 67 frisch und ausgeruht, ihre 800 EUR Rente müsste sie, wenn sie ein wenig solidarischer mit dem Rest Europas wäre, auch dann noch nicht in Anspruch nehmen, da ginge noch mehr, es ist ein sitzender Beruf, bis 72 oder auch 75 kann man ihn ruhig ausüben, keine Frage. Verschließen wir unsere Augen nicht vor dem Elend in den europäischen Bruderländern, blicken wir etwa nach Frankreich, ein Leben voller erfolgreicher Streiks gegen jedwede Steuerlast hat den Arbeiter dort derart zermürbt, dass er mit 62 Jahren einfach nicht mehr kann, fertig, erledigt. Endstation Rente. Und wir sind so unsolidarisch, dieses Leid der anderen nicht zu sehen, nichts dagegen zu unternehmen?
Nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein!
P.S.: Wie auch der deutsche Wirtschaftsminister betonte, heute ist Europa wieder ein Stück weit solidarischer geworden, enger zusammengerückt, denn eines ist klar, Krise, das können wir, das schaffen wir. Und das ist gut so.
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EU- Euro- Corona- Bonds: Das Märchen vom reichen Deutschland
Autor: [Netzfund]
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