Der Sieger wurde bereits ausgerufen, während das Duell noch im Gange war. Allerdings war das weder die amtierende Titelverteidigerin und Kanzlerin Angela Merkel noch Martin Schulz, ihr Herausforderer, sondern eine unsichtbare Dritte, in deren Zeichen die erste Halbzeit des Duells stand: Die bislang fehlende parlamentarische Opposition zum alternativlosen deutschen Sonderweg von Schurkel & Schurkel in eine ungewisse Zukunft.
1. Asylpolitik, Migration und Integration
In dieser ersten Halbzeit ging es um die Themen, welche Bürger und Wähler derzeit am meisten umtreiben – auf diese oder jene Weise – und die das Land in den vergangenen 2 Jahren so tief gespalten haben wie seit der Weimarer Republik nicht mehr: Um die Themen Asyl- und Flüchtlingspolitik, Einwanderung und Integration.
Die wie gewohnt nicht zur Selbstkritik neigende Kanzlerin hatte 3 Jahre Pleiten, Pech und Pannen zu vertreten. Angefangen bei den – von Merkel en passant erwähnten – verhängnisvollen Versäumnissen bei der Finanzausstattung der UN-Flüchtlingslager in der Peripherie von Syrien und Irak, die bereits im Herbst 2014 bekannt waren und die die Massenmigration nach Deutschland erst auslösten – nur wenige hundert Mio Euro fehlten – über die mangelnde Einbindung der europäischen Partner in ihre Politik, die Fake-News aus Politik und Medien zu den Eigenarten, demographischen Besonderheiten und Kompetenzen der Migranten, die Überforderung der Behörden bis hin zum dramatischen Anstieg der Sex- und Gewaltkriminalität, dem Terror und dem Kontrollverlust im öffentlichen Raum, der bis heute anhält: Ein einziges Desaster!
Und der Herausforderer? Bis auf die Frage, warum denn der im September 2015 von der Kanzlerin verkündete Ausnahmezustand – alle rein, egal wer, wie, woher und warum – nicht kurz darauf wieder beendet wurde und bis heute andauert und seinen Verweis auf das politische Versagen bei der Herstellung europäischer Solidarität, die er mit finanziellen Sanktionen erzwingen wollen würde – schönen Gruß an das Selbstbestimmungsrecht der Völker und Staaten – kam von Schulz keine substanzielle Kritik. Vielmehr findet er das, was Merkel gemacht hat, zwar in Details nicht so richtig gut, zeigt aber weder Alternativen auf, welche die Bürger von Beginn an forderten, noch unmittelbar wirksame Perspektiven etwa für die Fluchtproblematik im Mittelmeer, hätte es im Wesentlichen ebenso gemacht wie die Kanzlerin und kündigt an, dass er diese Politik praktisch nahtlos fortsetzen werde, falls er gewählt wird.
So einigte man sich schließlich schiedlich-friedlich auf die üblichen gesinnungsethischen Floskeln, die mit vernunftorientierter Verantwortungsethik und Humanismus so wenig zu tun haben wie lösungsorientierte, zupackende Realpolitik, auf Schönrednerei, Wegschauen und Verdrängen der eklatanten Problemen bei der Integration (Schulz ging von 1 Mio Zuwanderern in den vergangenen 2 Jahren aus – tatsächlich werden es incl. Familiennachzug wohl eher weit über 2 Mio und täglich werden es mehr), auf die Flucht in nebulöse Projekte in einer fernen Zukunft wie das Beheben der Fluchtursachen, die seit Jahren und Jahrzehnten nicht funktionieren oder immer wieder auf den St. Nimmerleinstag verschoben werden und natürlich auf das Prinzip Hoffnung (‘wir schaffen das’).
Ein Lob an dieser Stelle an die fragenden Journalisten, allen voran Claus Strunz von Sat 1, aber auch an Sandra Maischberger von der ARD, Maybrit Illner vom ZDF und Peter Kloeppel von RTL, welche die Standhaftigkeit bewiesen, dieses über weite Strecken des Wahlkampfes von den etablierten Parteien gemiedene und insbesondere von den Öffenlich-Rechtlichen bisweilen regelrecht tabuisierte Thema, bei dem beide Kandidaten in der Tat nichts zu gewinnen haben, so ausführlich abzuhandeln!
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