Dritte Welt zwischen Unmündigkeit, Ausbeutung und Entwickungshilfe
‘Wir’ plündern die Länder der Dritten Welt und sind daher Schuld am Elend der Menschen dort. Daher müssen ‘wir’ Flüchtlinge bei uns aufnehmen. Oder: ‘Wer Waffen sät, erntet Flüchtlinge.’
So wird uns erzählt.
Wir ‘einfachen Bürger’ in den Wohlstandsregionen würden durch unser Konsumverhalten das Elend in der Dritten Welt verursachen oder zumindest wesentlich dazu beitragen. Dieses Argument scheint nicht völlig aus der Luft gegriffen, ist aber unterm Strich wenig stichhaltig: Zum einen gibt es auch in den sogenannten ‘reichen Ländern’ immer mehr arme Menschen, die auf günstige Einkäufe angewiesen sind, zum anderen kann man kein Produkt erwerben, das nicht von einem Anbieter auf dem Markt bereitgestellt wird und von der Marktaufsicht zugelassen ist. Die Gewinne aus den Ressourcen und Produkten der Dritten Welt fallen dementsprechend bei den Rohstoff- und Agrar- Multis, den Produzenten und ihren Investoren sowie bei einigen Großhändlern und Importeuren an. Und natürlich bei korrupten Politikern, welche die legalen Voraussetzungen dafür schaffen und die entsprechenden Lizenzen erteilen.
Natürlich sollte ein jeder beim Einkauf nach Möglichkeit darauf achten, fair produzierte und gehandelte Produkte zu erwerben. Aber der Einfluss des einzelnen Konsumenten beginnt nicht nur bei ihm selbst, sondern endet dort auch bereits. Auf die Kaufentscheidungen anderer Konsumenten hat er schon keinen Einfluss. Allgemeine Relevanz hat das also gut wie keine. Die Möglichkeiten von Politik & Wirtschaft sind dagegen ganz nüchtern betrachtet nahezu um Unendlichkeiten größer. Wer das relativiert, ist nicht etwa ein besonders edelmütiger Mensch, sondern erschwert die Lösung von Problemen, indem er den wirklich Verantwortlichen ein Alibi verschafft, nämlich ihnen die Möglichkeit bietet, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Umstrittenes EU-Freihandelsabkommen mit Afrika in Kraft
‘Wir’, die gemeinen Bürger und Konsumenten, plündern die Länder der Dritten Welt also nicht. Und einen Waffenhändler habe ich übrigens auch nicht in meinem Bekanntenkreis. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Einmal ganz abgesehen davon, dass es nicht ganz zu Unrecht heißt: ‘Entwicklungshilfe bedeutet, dass man Geld von Armen in reichen Ländern nimmt und es Reichen in armen Ländern gibt.’
Aber etliche Investoren und internationale Konzerne im Verein mit gefälligen Politikern plündern die Dritte Welt natürlich durchaus. Seit dem Ende der Kolonialzeit übrigens stets im Verbund mit lokalen afrikanischen Eliten und Ehrgeizlingen. Auch in Afrika gibt es Milliardäre. Die Plünderung geschieht durch Landraub & Monokulturen, unfaire Wirtschaftspolitik in Form von Rohstoffabbau und Billigproduktion bei niedrigsten Standards oder indem etwa Fischerei- Rechte vor Afrikas Küsten für schwimmende europäische Fischfabriken aufgekauft werden sowie durch unfaire Handelspolitik, welche die Öffnung afrikanischer Märkte für subventionierte europäische Erzeugnisse wie z.B. Schlachtabfälle bei der Fleisch- oder Geflügelproduktion erzwingt. Auch Entwicklungshilfe ist wie die hiesige Asylindustrie ebenso ein Markt wie ein Grenzöffner. Die Menschen nicht nur in der Dritten Welt werden damit in Abhängigkeit & Unselbständigkeit gebracht und gehalten.
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Das Ergebnis ist bekannt und immer das gleiche: Gewinne werden privatisiert, Verluste & Kollateralschäden wie Migration sozialisiert. Der Marktliberale Kenianer James Shikwati meint:
“Wer Afrika helfen will, darf kein Geld geben”.
Im Interview mit der FAZ spricht der Ökonom James Shikwati, der Gründer des ‘Inter Region Economic Network’, über die schädlichen Folgen der Entwicklungshilfe und seine Forderung, die Zahlungen sofort zu stoppen.
James Shikwati: Der Fluch der Entwicklungshilfe
Entwicklungshilfe ist ein Fluch, meint Shikwati. In diesem Video zeigt er auf, welche Schäden sie anrichtet: Sie lähmt Eigeninitiative und macht die Menschen abhängig von westlicher Hilfe, entlässt die eigenen Regierungen aus der Verantwortung. Sie verschleiert und verewigt damit Korruption und verlagert die Lösung von Problemem auf externe Agenten oder Investoren. Entwicklungshilfe bedeute Entwicklung zur Unmündigkeit. Sie diene vor allem dazu, den Einfluss der ehemaligen Kolonialisten in Afrika aufrecht zu halten, welche die lokalen Eliten durch Gewährung von Hilfsprojekten von ihrer Pflicht entbänden, sich für die Belange der Bürger einzusetzen. Dadurch hielten sie sich die lokalen Eliten gewogen und sicherten sich den Zugriff auf Afrikas Ressourcen. Afrika müsse aber die Hoheit über die eigenen Rohstoffe und Ressourcen zurück gewinnen, nur so sei eine nachhaltige Entwicklung möglich.
Neben Rohstoff- und Agrarkonzernen seien auch die Hilfsorganisationen, die Hilfsindustrie, wie Shikwati sie nennt, ein großer Profiteur dieser Denkweise. Sie achte darauf, dass die Abhängigkeit Afrikas von westlicher Hilfe immer weiter fortbestehe. Weitere Probleme schafft die Politik der Weltbank, deren Kredite oftmals an die Bedingung geknüpft seien, Privatisierungen durchzuführen, etwa der Wasserversorgung (und anderer Gemeingüter, siehe Landnahme). Letzten Endes gehe es darum, wieder eine Verbindung zwischen den Menschen im Land und ihren Eliten herzustellen. Dieser Diskurs aber müsse von den Afrikanern selbst und untereinander geführt werden.
Konzerne als Retter? Arte-Doku 2017
Was also not tut, so meine Schlussfolgerungen aus den Aussagen Shikwatis, sind faire Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit Afrika und den anderen Ländern der Dritten Welt sowie ein Ende der Gängelung und Einmischung in die Angelegenheiten dieser Staaten, so dass sie endlich unabhängig werden und sich auf ihre eigene Kraft besinnen können.
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Link: “Wir sind nicht Schuld an dem Elend Afrikas”
(Rupert Neudeck im DLF)
“Wer Afrika helfen will, darf kein Geld geben’ (Uni D / FAZ)
Titelbild: By PH3 ROGER FRAZER (http://www.dodmedia.osd.mil/) [Public domain], via Wikimedia Commons
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