Institutionelle oder strukturelle rassistische Polizeigewalt in den USA ist aus den Statistiken des FBI zur Kriminalität nicht ableitbar, jedenfalls wenn man die Mord- und Tötungsdelikte im Bereich der Gewalt- Kriminalität und die Opferzahlen von Polizeigewalt betrachtet und die Statistiken korrekt analysiert und interpretiert.
Bevölkerung in den USA nach Ethnien (Races) | Link
Es gibt in der Bevölkerung der USA rund 5 x so viele Weiße wie Schwarze (63% : 13%), in absoluten Zahlen aber etwa gleich viele Mord- und Tötungsdelikte von Weißen wie von Schwarzen (3011 : 3177) und auch etwa gleich viele Opfer (3350 : 2925) unter der weißen wie unter der schwarzen Bevölkerung. Das bedeutet, dass Schwarze relativ zu ihrem Anteil an der Bevölkerung im statistischen Mittel etwa 5 x häufiger Täter sind als Weiße, aber auch 5 x häufiger Opfer.
Ausschnitt aus der FBI Statistik Mord / Totschlag für 2018 | ganze Grafik | Link
An Konfrontationen von Polizisten mit Kriminellen im Zusammenhang mit Tötungsdelikten sind demnach in absoluten Zahlen etwa gleich häufig Schwarze wie Weiße beteiligt. Das rechtfertigt die Annahme, dass es auch etwa gleich viele schwarze wie weiße Opfer von Polizeigewalt geben sollte. Dem ist aber nicht so: Vielmehr gibt es in absoluten Zahlen gut 1,5 mal so viele weiße Opfer von tödlicher Poliziegewalt wie schwarze Opfer. Dieses Faktum legt sogar eher nahe, dass die US- Polizei gegenüber weißen Gewalttätern härter vorgeht als gegenüber schwarzen.
Anmerkung: Statistisch kommen relativ zu ihrem Anteil an der Bevölkerung etwa 3 x so viele Afro-Amerikaner durch Polizeigewalt ums Leben wie Weiße. Wer aus diesen Statistiken aber rassistische Polizeigewalt gegen Schwarze ableitet wie etwa das RND es tut, vernachlässigt den Umstand, dass ja auch relativ zu ihrem Anteil an der Bevölkerung 5 x so viele Afro-Amerikaner wie Weiße zu Tätern werden. M.E. muss einer vergleichenden Statistik die Anzahl der Täter aus einer Ethnie zugrunde liegen, nicht die Anzahl der Angehörigen der Ethnie, um das Vorgehen der Polizei objektiv beurteilen zu können. Ich halte daher die Schlussfolgerung der RND ff. für unseriös. Auch die Interpretationen der Statistiken durch die NZZ sind daher weitgehend unbrauchbar, da auch hier lediglich die Anzahl der Angehörigen einer jeweiligen Ethnie, nicht aber die Anzahl der Täter aus dieser Ethnie zugrunde gelegt werden.
Opfer durch Polizeigewalt in den USA nach Ethnien | ganze Grafik | Link
Morde und Tötungsdelikte geschehen in der Mehrzahl der Fälle, etwa zu 80 bis 90%, im eigenen Milieu, d.h. Weiße ermorden oder töten zumeist Weiße und Schwarze zumeist Schwarze. Kommt es aber zu inter- ethnischen Mord- und Tötungsdelikten, so ist es gut doppelt so häufig der Fall, dass ein Schwarzer einen Weißen tötet (514 Fälle) als dass umgekehrt ein Weißer einen Schwarzen tötet (234 Fälle). Die tödliche Aggressivität Schwarzer gegenüber Weißen ist also doppelt so stark ausgeprägt wie umgekehrt.
Subjektive Wahrnehmung von Rassismus und Bedrohung durch tödliche Gewalt
Ist die Wahrnehmung vieler Schwarzer, rassistischer Polizeigewalt ausgesetzt zu sein und umgekehrt die Wahrnehmung vieler Weißer, von Schwarzen in besonderem Maße bedroht zu sein, also nur Einbildung, beruht auf Vorurteilen oder politischer Propaganda? Keineswegs! Auch wenn man sicherlich einen erheblichen Anteil politischer und sogar partei-politischer Propaganda und Instrumentalisierung bei der Rassismus- Debatte unterstellen kann, basiert die subjektive Wahrnehmung beider Seiten in der Tat auf ganz realen Gegebenheiten.
Die konservative schwarze Aktivisten Candace Owens wirft Linken Distinktions- Gewinnlern vor, die Schwarzen in Unselbständigkeit gefangen halten zu wollen
Denn aus dem Umstand, dass es 5 x so viele Weiße wie Schwarze in den USA gibt, letztere aber in absoluten Zahl ebenso häufig wie Weiße als Täter in Erscheinung treten, relativ zu ihrem Anteil an der Bevölkerung also ca. 5 x so häufig, ergibt sich, dass das Misstrauen und das Bedrohungsgefühl, das ein Schwarzer gegenüber einem Polizisten empfindet und ebenso ein Polizist gegenüber einem Schwarzen, im Durchschnitt sehr viel größer ist, nämlich 5 x so groß wie bei dem Kontakt eines Polizisten mit einem Weißen, falls die Gefühlslage analog zur Statistik der Tötungsdelikte messbar ist. Dies dürfte im Polizeialltag durchaus spürbar sein. Beide Wahrnehmungen haben also durchaus eine reale Grundlage.
Auf der anderen Seite erleiden Weiße etwa doppelt so häufig tödliche schwarze kriminelle Gewalt wie Schwarze tödliche weiße kriminelle Gewalt. Das Wissen darum unterfüttert das Bedrohungsgefühl Weißer gegenüber Schwarzen mit realen Fakten.
Diese subjektiv durchaus berechtigten und faktisch aufgrund der Statistken jeweils realistischen Wahrnehmungen wiederum führen dazu, je nach Perspektive ein zwar subjektiv gerechtfertigtes, aber objektiv dennoch falsches Bild von der Realität zu haben.
Unbewältigte Vergangenheit und umkämpfte Gegenwart
Die Geschichte kettet Schwarze und Weiße über mehrere Jahrhunderte in Hass & Verachtung, Macht & Ohnmacht aneinander – zunächst die Sklaverei, nach dem Ende der Sklaverei 1865 rassistisch motivierte Verbrechen des Ku-Klux-Klan und eine 100- jährige Politik der Rassentrennung (Apartheit), die erst im Laufe der 1960er Jahre mit der etappenweisen Aufhebung aller Gesetze der Rassentrennung ihr Ende fand. Auch danach gab und gibt es Auseinandersetzungen um soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit, die u.a. im Streit um Quoten für Schwarze im Rahmen von ‘affirmative-action’- Konzepten (positive Diskriminierung) zum Ausdruck kommen, welche die historisch gewachsene strukturelle Benachteiligung der Afro-Amerikaner beheben sollen, jedoch umgekehrte Diskriminierungen bewirken. Derartige Maßnahmen und Forderungen lösen wiederum bei den Weißen Ängste aus, ebenso wie die exorbitant hohen Kriminalitätsraten der Afro-Amerikaner. Ein Grund für diese hohen Kriminalitätsraten könnte die Zerstörung der Familien in den USA sein.
Candace Owens führt die hohen Kriminalitätsraten der Schwarzen auf die Zerstörung der Familien zurück
All dies hat zu tief verwurzelten historisch gewachsenen intuitiven Ressentiments gegeneinander geführt, die bis heute bei weitem nicht überwunden sind und vermutlich auch von interessierten Einfluss-Agenten geschürt und bei Bedarf aktiviert werden. Ein Teufelskreis, der gewiss nicht durch einseitige Schuld- Zuweisungen aufzulösen ist. Um die Gräben zu schließen, müssen beide Seiten an sich arbeiten, in einen offenen & fairen Diskurs eintreten und einen Interessenausgleich anstreben. Gewalttätiger Aktivismus und Propaganda werden die Probleme nicht lösen, sondern die Bevölkerung weiter spalten.
Links:
Wir gegen die: Opferansprüche & Schuldbekenntnisse (S.Kostner, NZZ)
Baltimore riots: how peaceful protests turned to violence
Titelbild: Unknown author / Public domain
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