Feuer im Theater der Träume.
[Gastbeitrag] Was ein Spektakel im alten Theater. Erster Akt. Auf offener Bühne – Auftritt Nahles. Nach desaströsem Ergebnis und Fremdschämvideos in Spielfilmlänge verkündet sie, nicht etwa zurückzutreten sondern nun erst recht … „Verantwortung ausfüllen!“. Nächster Aufzug – die hanseatische Palliativstation Bremen. Mitzuerleben ist eine siebzig Jahre alte, dem Siechtum verfallene, spezialdemokratische Vollkasko-Regierung. Samt Inventar ins offene Meer gespült. Noch festgekrallt am Thron ertönen Hilferufe. Und tatsächlich – schon naht Rettung. Szenenwechsel. Sachsen. Prinzregent Kretschmer nach vernichtender Niederlage durch die Blaublütigen. Der König ist tot – es lebe der König! Der staunende Zuschauer sieht den Gebeulteten, wie er auf einem knallbunten Grokodil in den Wahlkampfsommer reitet. Einem genmanipulierten Retortenwesen auf vier Prothesen, von dem jeder ahnt, dass es schon bei den ersten Gehversuchen in sich zusammenbrechen wird.
Nun betreten seine Kontrahenten die Bühne. Präsentiert wird – im Siegesrausch – die Alternative für den Freistaat. Ein trotziges Programm, in dem die Umkehr in eine Welt verkündet wird, die seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr existiert. Ungläubiges Staunen im Publikum hier. Freudige Erregung da. Pause. Das Bühnenbild wechselt. Sternhagelbeleuchtet – das Vereinigte Intrigantenstadl von Europa. Rings um ein vollzeitbeschäftigtes Reich, noch immer im Besitz des stoischen aber deutlich abgemagerten Goldesels, wird Ränke geschmiedet. Es gilt, dem Wundertier mit dem seltsamen Schnurrbärtchen, die letzten Dukaten aus dem Hintern zu ziehen. So, dass es nichts merkt. Die Gefahr ist gering.
Im fulminanten Schlussakt – Österreich. Kabale und Liebe im Mittelmeer. Psychodrogen, Millionenbudget, Mafiastreifen. Im Auditorium ahnt man beunruhigt, dass Realität und Stück ineinander übergehen. Es wird bedrohlich. Aber die Ausgänge bleiben geschlossen. Im Zuschauerraum erheben sich Brandschutzbeauftragte und Feuerwehrleute. Vor aller Augen werden die letzten Dübel als ungeeignet aus dem bereits verdächtig knarzenden Schauspielhaus gezogen. Der allumfassende Notstand wird ausgerufen. Es brennt. Zeit für noch mehr Feuerwehr. Schließlich Feuerwehrleute überall. Kleine vor allem. Kinder fast. Ein inselbegabtes Mädchen und ein blauhaariger Nachwuchsrapper geben Anweisungen per Megaphon. Und sammeln Wertgegenstände ein. Das Licht geht aus. Kaum wahrnehmbar schimmern die Fäden, an denen die neuen Akteure zappeln. Statisten. Im gleichen Stück.
Autor: Rocco Burggraf
Titelbild:
Fondo Antiguo de la Biblioteca de la Universidad de Sevilla from Sevilla, España [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons
Panorama Grotesque:
Einsamer Schütze [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons”>via Wikimedia Commons
Ralf Adrian [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons>via Wikimedia Commons
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